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143. Newsletter - sicherheitskultur.at - 31.12.2018

von Philipp Schaumann


Hier die aktuellen Meldungen:

1. Money Mules
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Ich vermute, die meisten auf diesem Verteiler wissen, was
ein Money Mule ist, aber evt. nicht, wie weit verbreitet 
das ist. Hier eine Meldung von Europol zu einem größerem
Schlag dagegen und Hintergrundinfo
  https://www.europol.europa.eu/newsroom/news/over-1500-money-mules-identified-in-worldwide-money-laundering-sting


2. Bizarres aus der Welt der Datensammler und Tracker
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Es kommt immer noch was dazu, z. B. 
Tracking Chips in den chinesischen Schuluniformen
  https://futurezone.at/digital-life/chinesische-schulen-ueberwachen-schueler-per-smarter-uniform/400361159
oder die bundesdeutsche Idee, dass die Diesel-Fahrverbote eine gute 
Gelegenheit wären, die Infrastruktur für eine Kennzeichenerfassung
für Autos aufzubauen. Auch wenn Buzzfeed erklärt, dass die 
Erkennungsraten miserabel wären.
   http://www.heise.de/-4221457
  https://www.buzzfeed.com/de/marcusengert/kennzeichenerfassung-der-polizei-funktioniert-nicht

Aber es geht noch besser:
"Mattress firm tells customers beds do not record them sleeping"
  https://www.theguardian.com/world/2018/nov/30/mattress-firm-sleep-number-tells-customers-beds-do-not-record-them
Eine US-Matratzenfirma Sleep Number schreibt in ihrer Privacy Policy 
. . .  it “may” collect “audio in your room to detect snoring and similar sleep conditions”
Auf Nachfrage stellen sie klar, dass sie KEINE Geräusche aus dem 
Schlafzimmer aufzeichnen oder versenden.
“On the x12 model, the bed responds to preset voice commands that operate 
the bed and are not recorded. No Sleep Number products, including the app, 
record audio. . . .  It was included in our privacy policy as we were developing 
a prototype with an auto-snore feature. That product was never launched and 
we’re working to clarify this in our policy statement.””
Trotzdem bizarr, dass es diese Feature aus dem Prototype
bis in die Privacy Policy geschafft hat. Aber wer braucht 
lauschende Matratzen, wenn alle modernen Fernseher eh alle
Geräusche an den Hersteller (und andere übertragen).

Diese Firma ist (noch) scheu über das Sammeln von Daten,
ganz im Gegenteil zu Ford Motor Co.:
https://eu.freep.com/story/money/cars/2018/11/13/ford-motor-credit-data-new-revenue/1967077002/
Für alle die glaubten, Ford hätte auch in Zukunft vor, vom
Verkauf von Autos zu leben, hier das Update. Ford
betrachtet sich für die Zukunft als Datensammler und Datenhändler:
Sie sind bei Elektrorollern eingestiegen mit dem Ziel, die Benutzer-
Daten zu verkaufen. 
Ford CEO Jim Hackett erkärte:
“We have 100 million people in vehicles today that are sitting in Ford [ ] 
vehicles. That’s the case for monetizing opportunity . . . .
We already know and have data on our customers. . . We know what 
people make. How do we know that? It’s because they borrow money 
from us. And when you ask somebody what they make, we know where
 they work, you know. We know if they’re married. 
We know how long they’ve lived in their house because these are all 
on the credit applications. We’ve never ever been challenged on how 
we use that. And that’s the leverage we got here with the data.”

Aber Ford ist nicht allein:
General Motors recently tracked the habits of 90,000 drivers in Chicago 
and Los Angeles who agreed to have their car radio listening habits 
tracked to assess the potential relationship between what they listen to 
and what they buy.

Die Daten die ein modernes Auto generiert und an den Hersteller sendet
sind sensibel und wertvoll: da ist nicht nur die Fahrtstrecke, sondern
das Fahrverhalten im Detail, die Stehzeiten an verschiedenen Orten
(z.B. bei einer Klinik, einer Moschee oder Kirche, bei der Wohnung der Ex) -
für Vielfahrer wird das Leben dadurch sehr transparent.

Damit gibt es zusätzlich zu den Telefonfirmen ein weiteres Unternehmen,
das alle unsere Gewohnheiten und kleien Geheimnisse kennt.

Hier zur Trackingspur des Smartphones beim Weg durch eine Stadt:
  https://sicherheitskultur.at/spuren_im_internet.htm#wlanspur


3. The Selfish Ledger
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Und wenn jemand nach dem großen Sinn des ganzen Trackings 
und der Datensammelei sucht, da kann Google helfen. 
2016 wurde dort ein 9 Min. Video produziert:
      The Selfish Ledger  (Ledger = Kontenblatt, Register)
 https://www.theverge.com/2018/5/17/17344250/google-x-selfish-ledger-video-data-privacy   

Es beginnt mit Lamarck und seiner Idee, dass erworbene 
Eigenschaften weitervererbt werden, geht dann zu Richard
Dawkins und seinem Konzept des Selfish Genes.
Diesen Genen (der Sammlung von Daten in der DNA) stellt
Google die Sammlung aller Verhaltensdaten eines 
Individuums gegenüber, das sie Ledger nennen.

Dieses Ledger, d.h. die Daten, könnte einen ähnlichen 
Effekt wie die Gene haben, nämlich das Verhalten der 
Menschen modifzieren. Diese Daten können so wie Gene
kombiniert werden, und sie werden an die nächste Generation
weitergegeben. 

Das Video zeigt, wie ein Smartphone auf Grundlage der 
gesammelten Daten z.B. eine gesündere oder ökologischere
Ernährung vorschlägt und die Nutzung eines Fahrzeug-Pools
vorschlägt. Natürlich nur zum Wohle des Einzelnen und
der Gesellschaft.

Letztendlich geht es um ein großes Social 
Engineering Experiment, die Regeln werden durch die 
Institutionen vorgegeben, die die Daten besitzen und die die
Motivationen (die Nudges) programmieren. 

In Marc Elsberg: "Zero" ist eine ähnliche subtile
Steuerung Grundlage der Romanhandlung.

Wie real diese Manipulationsmöglichkeiten sind zeige
ich in den Berichten zu den Experimenten zu 
Wahlmanipulationen, siehe
   https://sicherheitskultur.at/Manipulation.htm#wahlen

Die 9 Min sind sehenswert für alle, die wissen wollen,
was die Philosophie dahinter ist.

Eigentlich ist dies genau die Philosophie hinter dem 
chinesischen Social Credit System.
  https://sicherheitskultur.at/Glaeserner_Mensch.htm#soccredit
Auch dort ist das Ziel sozial angepasste, pflegeleichte 
Menschen die keine "Probleme" erzeugen und in ihren
Grenzen glücklich und zufrieden sind, z.B. so wie in 
Huxley: Schöne neue Welt


4. Studien / Reports
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Evt. hilfreich um die Geschäftsführung zu überzeugen:
Studie des Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales 
Strafrecht zu Industriespionage in D.
Aussage: auch Mittelständler von Industriespionage betroffen 

  https://www.mpicc.de/de/home.cfm?eventPress=press.DisplayDetail&pressrelease_ID=205
  https://www.mpicc.de/files/pdf4/a8_wiskos_2018.pdf
  http://www.heise.de/-4244538


5. Update zu Captchas
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Die meisten werden Captchas kennen, die lästigen 
Bilderrätsel die angeblich für Menschen leicht und für
Maschinen schwer zu lösen sind. Also, ich habe oft 
Probleme dabei.
Hier der letzte Stand dazu:
  https://www.gdatasoftware.com/blog/2018/12/31374-captchas-are-dead-ish
Es wird für Maschinen mit Hilfe von AI immer leichter. 
Die Details:
  http://static.usenix.org/event/sec10/tech/full_papers/Motoyama.pdf
  https://www.sciencedaily.com/releases/2018/12/181205093701.htm
Die die nicht durch AI gelöst werden können, die löst die kriminelle 
Welt mit Hilfe von Amazon, Mechanical Turk oder ähnlicher 
Crowd  Sourcing.


Lesestoff
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2015: Paul Ford - What Is Code? 

Dies ist ein längerer Aufsatz (als PDF ca. 130 Seiten), der sehr gut 
und ausführlich viele Aspekte rund um Software erklärt. Das reicht von 
Herausforderungen kommerzieller Software-Entwicklung, 
Grundzügen von Hardware-Logik, Programmierung, Datenstrukturen
wie Tree, Graph, String, Klassen und Objekte,
dem Unterschied zwischen Algorithmus und Software, 
bis zu einer kurzen Einführung in unterschiedliche Programmiersprachen 

Zielgruppe ist primär Mgmt., aber sehr gut für alle, die etwas tiefer
hinter die Vorgänge in Computern (d.h. in allem was uns umgibt)
schauen möchten.

   https://www.bloomberg.com/graphics/2015-paul-ford-what-is-code/
(es scheint, dass der 1. Abruf kostenlos ist, ein 2. Abruf oder
2. Artikel ist hinter Paywall).
 
Ein Interview mit Paul Ford dazu mit weiteren interessanten Punkten
  https://gawker.com/what-is-code-a-q-a-with-writer-and-programmer-paul-fo-1710884170



 


 

Philipp Schaumann, http://sicherheitskultur.at/

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